Der Dreistelz, einer der markantesten Berge der Südrhön, ist „sagenumwoben“, denn allein drei Schauergeschichten ranken sich um seine 660 Meter hohe mit Basalt bedeckte Kuppe.
Diese eigenartigen Basaltblöcke gaben auch zur Sagenbildung Anlass. So wird einer davon das „Welle Männje“, das „Wilde Männchen“, genannt. Dieser „Wilde Mann“ war einst der gefürchtete „Wilde Jäger“, der in dunklen und stürmischen Nächten durch die Wälder jagte.
Besonders in der lichtärmsten Zeit des Jahres, um Advent und Weihnachten, hörte man von der Bergkuppe lautes Weinen eines Kindes. Das hat seinen Grund:
In früheren Zeiten stand eine stolze Burg in einer Bergsenke, wo sich heute ein Sumpf ausbreitet, der „die Wehld“ genannt wird. Dort lebten einst drei Ritterfräulein, die zwar sehr schön, aber auch sehr grausam und bösartig waren. Nach diesen drei stolzen Damen soll der Berg „Dreistelz“ seinen Namen bekommen haben.
Eines Tages brachten sie mit teuflischen Mitteln einen „Wilden Jäger“ in ihre Gewalt und er musste ihnen bei ihren Grausamkeiten helfen. Zu diesem Zweck ließen sie von der „Wehld“ zur Bergspitze einen unterirdischen Gang graben, der noch heute unter Wasser stehen soll. Durch ihn gelangten die Stolzen ungesehen zur Dreistelzkuppe und konnten sich mit dem „Wilden Jäge“ treffen.
Einmal veranlassten die „Welle Weisbiller“, die „Wilden Weibsbilder“, wie die herzlosen Burgtöchter im ganzen Umkreis genannt wurden, den „Wilden Jäger“, für sie in der Adventszeit ein Kind zu rauben, das sie für ihre Hexenkünste brauchten. Doch kaum war diese frevlerische Tat vollbracht, kam auch schon die gerechte Strafe: Der „Wilde Jäger“ wurde auf der Bergspitze in einen Basaltblock verwandelt, die Burg der drei„Wilden Weiber“ aber versank im Sumpf. Zur weiteren Strafe müssen sie nun alljährlich in der Advents- und Weihnachtszeit das Weinen und Wimmern des entführten Kindes hören, solange bis sie erlöst werden.
Noch heute mahnen viele Eltern der Gegend ihre Kinder: „Seid brav, sonst holen euch die „Welle Weisbiller!“ oder: „Seid brav, sonst kömmt es „Welle Männje vom Dreistelz!“
Quelle
Josef Lisiecki: Der „Wilde Mann“ und die „Wilden Weiber“ vom Dreistelz | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 125 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Friedrich Panzer: „Bayerische Sagen und Bräuche“, München, 1848 neu erzählt von Prof. Gottfried Rehm, Fulda, Fassung Lisiecki.
Ungefährer Ort der Sage
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