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Die Sage vom Silbermännlein

Sage aus Mitgenfeld

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Ein Knabe von Mitgenfeld hütete wieder einmal seine Ziegen am Hang des dritten Pilsterkopfes. Da brach ein Wolf aus dem Wald und schleppte eine Geiß davon. Der Knabe jammerte und weinte bitterlich. Plötzlich stand vor ihm ein silbrig glänzendes Männlein und fragte nach der Ursache des Leids.
Der erschrockene Junge konnte aber nicht antworten. Da sprach das Silbermännlein: „Komme mit, ich führe dich an eine Stelle im Wald, wo du mit bloßen Händen Silber aus dem Boden graben kannst. Merke aber, wenn ich sage – ‚es langt‘ dann musst du sofort aufhören zu graben oder es ist dein Unglück“.

Bald waren sie an der besagten Stelle. „Grab!“, befahl das Silbermännlein. Kaum hatte der Knabe etwas Erde weggescharrt, kollerten schon die ersten Silberklumpen über seine Füße. Bald war der Wettersack des kleinen Hirten halb voll, da rief eine scharfe Stimme: „Es langt!“ Der eifrige Schatzgräber hielt sofort inne und blickte auf; aber das Männlein war verschwunden. Freudig schleppte der glückliche Knabe den schweren Sack aus dem Wald. Da ertönte noch einmal die metallene Stimme: „Wenn du einmal in Not kommst, grabe ruhig wieder an dieser Stelle, aber nicht länger als bis ich rufe ‚es langt‘.“ Schweißgebadet kam der Knabe mit seiner kostbaren Last zu Hause an. Anderen Tags lieh er sich einen Schubkarren und fuhr nach Fulda, um das viele Silber in Geld umzusetzen. Fragten ihn aber unterwegs die Leute, was er denn geladen habe, so antwortete er: „Nüsse“ und hatte die Lacher auf seiner Seite. In Fulda suchte er einen Juwelier auf. Der erstaunte Goldschmied aber meinte, das viele Silber sei gestohlen, eilte zum Fürsten und zeigte den Knaben an. Dort verweigerte der Junge aber jede Auskunft und so „wanderte“ er in den Turm.

In der Nacht aber setzte sich das Silbermännlein auf die Brust des Landesherrn, der auch Richter war, und drohte, ihn zu erwürgen. Es beteuerte, der Kleine habe das Silber ehrlich erworben. Schon in aller Früh wurde der Knabe aus dem Turm geholt. Der Fürst gab ihm für das viele Silber so viele blanke Taler, dass der Sack so voll wurde, wie er vorher gewesen.

Nun hatte alle Not ein Ende. Die Mutter kaufte einen schönen Hof, und der junge Glückspilz wurde mit der Zeit ein tüchtiger und ordentlicher Bauer. Einmal grub er noch in dem Silberloch am Pilster. Es war ein Hungerjahr im Land und er hatte Unglück im Stall gehabt. Als der Ruf wieder ertönte: „Es langt!“, hörte er wieder sogleich auf zu graben, eingedenk der Warnung, die einst an ihn ergangen.

Auf dem Sterbebett erzählte er seinem Sohn, wie ihm das Silbermännlein einst geholfen hatte. Der Sohn aber war ein Tunichtgut. Er hatte keine Freude an der Arbeit und vertrieb sich die meiste Zeit im Wirtshaus. So geriet er bald in Schulden und große Not. Da erinnerte er sich an die Erzählungen seines Vaters und schöpfte die Hoffnung, das Silbermännlein würde vielleicht auch ihm helfen. Am nächsten Morgen setzte er sich ebenfalls an den Waldrand und jammerte herzzerreißend. Wirklich zeigte sich bald das Silbermännlein und führte auch ihn an die Silbergrube im Wald.
Auch er durfte unter den gleichen Bedingungen graben wie einst sein Vater. Jedoch erfasste ihn Gier und Geldrausch, als er die ersten Silberklumpen erblickte. Er überhörte sogar den Befehl, das Graben einzustellen. Auch die zweite und dritte Aufforderung des Silbermännleins ließ er unbeachtet und scharrte fieberhaft weiter. Da – ein Donnerschlag und Erde und Steine stürzten über dem Nimmersatt zusammen. Am nächsten Tag fanden die Dorfbewohner die zerschmetterte Leiche. Vom Silbermännlein aber hat man seitdem nichts mehr gehört und gesehen.

Quelle

Josef Lisiecki: Die Sage vom Silbermännlein | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 122 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet

Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:

  • Volkstümliches Heimatbuch, S. 14, nach Dr. Kaspar Gartenhof,
  • Der Volkersberg 1978, S. 102,
  • Sagen aus Rhön und Vogelsberg, S. 88 und 89,
  • Studienreihe Alt-Brückenau III, S. 136 – 138.

Ungefährer Ort der Sage

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