Konrad III., des Grafen Albrechts Sohn, lebte glücklich und zufrieden auf der Trimburg mit seiner Gattin Adelheid und seinen vier lieben Kindern. Im Laufe der Zeit fand der Graf aber mehr Gefallen an der Jagd, sowie am Wein und Würfelspiel als am Familienleben. Mit allen Burgherren der Umgebung jagte er in den Wäldern. Wenn es dann dunkel wurde, versammelten sich die Waidgesellen zu großen Saufgelagen, die sich oft hinzogen bis der Morgen graute.
Wieder einmal ritt der Graf in einer Vollmondnacht zur Burg zurück. Der Torwart versorgte das Pferd, der schwankende Reiter aber eilte zum Schlossbrunnen, um seinen brennenden Durst zu löschen. Da erblickte er auf dem Zisternenrande eine lustig kichernde Weibsgestalt, die grünlich schimmerte. Vom vielen Alkohol beschwingt fasste der Graf das weibliche Wesen und trug es in den Rundturm. Dort erschrak er aber fürchterlich, als er bei Kerzenlicht bemerkte, dass die Brunnenfee Schwimmhäute zwischen den Fingern hatte und Flossen statt Füße. Das Wasserweib beruhigte ihn aber und sprach mit heller, klarer Stimme: „Fürchte dich nicht; besorge mir von einem Priester geweihtes Brot, dann werde ich ein Menschenkind wie du und ich will dich liebhaben bis an mein Lebensende.“
Von diesen Worten war der Graf so gerührt und betört, dass er zur Schlosskapelle eilte, eine geweihte Hostie entwendete und sie der Schönen reichte. Sofort schrumpften die Schwimmhäute und Flossen ein.
Diese frevelhafte Tat wurde im Schloss bekannt. Der Schlosskaplan bewahrte fortan die Hostien in der Pfarrkirche zu Euerdorf auf. Da aber in der nächsten Vollmondnacht das geweihte Brot der Fee nicht gereicht werden konnte, musste sie verhungern. Um sein Vergehen zu sühnen, machte der Graf eine Wallfahrt nach Rom, in die Heilige Stadt und eine nach Palästina zur Geburtskirche Jesu in Bethlehem.
Quelle
Josef Lisiecki: Konrad III. und die Wassernixe | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 210 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 23 nach „Aus dem ehemaligen Leben auf der Trimburg“, Aschaffenburg-Schweinheim, S. 9 von M. Göbel.
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