Diese an sich bekannte Sage wird auch in Riedenberg erzählt:
Einst starb das einzige Kind einer Frau. Sie weinte Tag und Nacht und niemand vermochte sie zu trösten. Wieder einmal suchte sie, weit ab vom Dorf, in den Schwarzen Bergen die Einsamkeit, um sich ganz ungestört ausweinen zu können. Da sah sie zu ihrem größten Erstaunen eine ganze Schar kleiner Kinder in weißen glitzernden Kleidchen und mit goldenen Krönchen auf einer Wiese spielen. Nur ein Kind blieb abseits von den anderen und beteiligte sich nicht an dem heiteren Spiel. Bei näherer Betrachtung erkannte die Frau ihr eigenes Kind und fuhr vor Freude erschreckt in die Höhe.
Sofort eilte sie hin zu dem kleinen Engel und fragte, warum er nicht auch mit den anderen spiele und fröhlich sei. Da zog das Kind einen Krug hervor, zeigte ihn seiner Mutter und sprach: „Seht, Mutter, in diesem Krüglein muss ich alle eure Tränen, die ihr nach meinem Tod um mich geweint habt und noch weinen werdet, einsammeln und mit mir herumschleppen. Deshalb komme ich nicht zur Ruhe und kann mich nicht mit den anderen Englein freuen. Höret doch von nun an auf zu weinen!“ Hierauf verschwand die Engelschar, die Mutter aber hat von dieser Stunde an ihr bitteres Weinen unterlassen.
Quelle
Josef Lisiecki: Das Tränenkrüglein | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 180 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende weitere Quellen und Informationen:
- Sagen aus Rhön und Vogelsberg, S. 143,
- Rhönwacht 1931, S. 51
Ungefährer Ort der Sage
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