Eine Basaltfelsengruppe auf dem Dreistelz hieß das „welle männje“ (wildes Männchen). Damit meinte man den wilden Jäger. Einer der Felsen war des wilden Männchens Tisch. Wenn der Jäger auszog, nahm er seinen Weg über den Hakenrasen zur „Wehld“. Dieser einstige 50 m lange und 10 m breite Weiher am Dreistelz soll der Ort sein, wo früher das Schloss stand. Von ihm soll ein unterirdischer Gang zum „welle Männje“ auf den Gipfel führen. Eine seiner drei Schwestern soll halb weiß, halb schwarz gewesen sein.
Es handelt sich also um die Gestalt der Todesgöttin Hel. Die Schwestern wurden immer von einem Hund begleitet. Sie erschienen oft in den umliegenden Dörfern zur Tanzmusik. Aber um Mitternacht waren sie stets wieder verschwunden, so gerne sie auch mit den Dorfburschen tanzten. Einst stellten diese die Uhr um eine Stunde zurück, so dass die Jungfrauen sich mit ihrem Aufbruch verspäteten. In dieser Nacht ließen sie sich zur „Wehld“ begleiten. Dort verschwanden sie im Wasser; alsbald quoll ein dicker Blutstrahl über dessen Spiegel empor. Seitdem wurden die Mädchen nicht mehr gesehen. – Noch heute droht man gerne den Kindern: „Seid brav, sonst hol ich die welle Weisbiller“ (wilden Weibsbilder) oder „sonst holt dichs welle Männje!“
In diesem Sagenbereich wird auch behauptet, der Dreistelz sei hohl und ganz mit Wasser gefüllt. Wenn er einst ausbricht, überschwemmt er nicht nur die umliegenden Täler, sondern das ganze Land bis tief nach Franken hinein.
Er soll sogar in den Tiefen mit dem Meer in Verbindung stehen. Wenn die „Wehld“ bei heiterem Himmel braust und tost, war dies ein sicheres Zeichen, dass bald ein Unwetter aufzog. Die „Wehld“ wurde von allen Bewohnern der Umgegend mit abergläubischer Scheu betrachtet und beobachtet.
Einst fand ein Bauer an einem sumpfigen Eck der „Wehld“ mitten im Winter eine schöne Schlüsselblume. Er schnitt sich eine Haselrute, spaltete deren Spitze und holte damit die Blume aus dem Sumpf. Trotzdem gelang es ihm nicht, den vermeintlichen Schatz zu heben. In späteren Jahren wurde der Weiher „Wehld“ mit Erde zugeschüttet.
In der Nähe der „Wehld“ befindet sich eine kesselförmige Vertiefung mit Basaltgeröll. Dort erschien früher von Zeit zu Zeit eine Schlange mit einer Krone auf dem Haupt. Sie sonnte sich am liebsten auf der sog. „Lingwiese“ und wohnte in einer Höhle in der Nähe des Gerölls.
Quelle
Josef Lisiecki: Die geheimnisvolle „Wehld“ am Dreistelz | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 127 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Volkstümliches Heimatbuch, S. 184 und 185,
- Aus der Thüngenschen Cent, 1972, S. 32,
- Sagen aus Rhön und Vogelsberg, S. 99 und 198.
Ungefährer Ort der Sage
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