Es war schon immer der Wunschtraum vieler Menschen, vergrabene oder versteckte Schätze zu finden und zu heben. Unzählige Sagen berichten von diesem Verlangen.
Wer einmal selbst in nassen Wäldern bei Nacht erlebt hat, wie alte Baumstümpfe ein phosphoreszierendes Licht verbreiten (eine Lumineszenz), wird verstehen, dass man sich, vor allem in früheren Zeiten, „nächtliche Feuer“ in den Wäldern nicht ausreden lassen wollte. So war es auch in den einsamen Waldungen um die tief eingeschnittenen Hänge des Apfelbachs südlich von Modlos. Freilich war am Tage nur ein harmloser Baumstumpf zu erkennen. Aber wenn er des Nachts aufleuchtete, musste ein großer Schatz unter seinen Wurzeln verborgen schlummern. Schon viele haben ihr Glück versucht, des Reichtums habhaft zu werden, erzählt haben aber nur ganz wenige davon, denn sie fürchteten, verspottet zu werden.
Auch ein Modloser schlich in stürmischer Nacht mutterseelenallein an diesen sagenhaften Platz, wo morsche Baumstümpfe gespenstisches, schwefelgelbes Licht verbreiteten.
„Jetzt oder nie“, sagte sich der Tapfere, zog den Spaten hervor, den er unter seinem Mantel versteckt hatte, um „ans Werk zu gehen“. Da heulte ein fürchterlicher Sturm auf, alle Gnome und Kobolde des dunklen Waldes schienen in Aufruhr geraten zu sein, es zischte und pfiff, heulte und stöhnte, schwere Äste krachten zu Boden und schauerliche Blitze zuckten durch die Finsternis. Dem Schatzsucher schwanden die Sinne.
Als er wieder zu sich kam, lag der Wald in tiefem Frieden und der Morgen graute. Der Platz aber, wo der Mutige sein Glück versucht hatte, war nicht mehr zu finden.
Siehe ähnliche Sage: Nr. 186 „Der glühende Schatz in der Wurmig“
Quelle
Josef Lisiecki: Die missglückte Schatzsuche | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 129 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Heimatkundliche Sammlungen der Lehrer des Landkreises Brückenau 1958 – 1960.
Ungefährer Ort der Sage
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