In der Rhön gibt es viele merkwürdige Felsgebilde, die einen sind aus Sandstein, andere wieder aus Kalk oder Basalt. Die oft bizarren Schlote aus einst glutflüssiger Lava hat die Natur vor Jahrmillionen geformt. Unsere Vorfahren konnten sich ihre Entstehung nicht erklären und schrieben diese Formen dem Walten böser Geister oder höllischer Mächte zu. So kennen wir in der Rhön Teufelssteine, Teufelskanzeln, einen Wildweibstein, eine Hohe Hölle, das Häuschen eines wilden Mannes, einen Hexenrasen, das Grab eines Riesen Milz, ja sogar einen Schelchstein, der das Beiboot der Arche Noahs gewesen sein soll und im Laufe von Jahrhunderttausenden versteinerte.
Wer ahnt aber, dass der Teufel sogar ein eigenes Schreibzeug besaß, ein eigenes Tintenfass und eine Streusandbüchse?
Diese lagen nach der Jahrhundertwende (1900) noch östlich von Riedenberg und hießen eigentlich die Barnsteine; der westliche, ein mächtiger Pfropf aus Säulenbasalt, wurde wegen seines Aussehens „des Teufels Tintenfass“ und der 200 Meter östlich davon liegende „des Teufels Streusandbüchse“ genannt. Auf alten Karten trugen sie die Namen „Beresküppel“ und „Spitzer Steinküppel“. Weiter nach Osten zu schloss sich dann das „Steinerne Meer“ an. Es war eine große Halde aus Basaltsäulen.
Im Jahre 1977 hatte in der Aspenwiese, am Nordhang der Schwarzen Berge, unweit des einstigen „Tintenfasses“, ein hochbetagter Mann aus Riedenberg ein merkwürdiges Erlebnis:
Es war an einem Frühjahrsabend gegen 17:00 Uhr. Es schien keine Sonne und die Wiesen waren nass. Da wurde es plötzlich vor ihm hell „wie Feuer“ über einem „Adeloch“ (Erdloch) und über dem dahinterliegenden Wald bildete sich eine auffällig helle Wolke, die lange stehenblieb und dann gegen den Berg abzog Dieses Ereignis lässt den Mann heute noch nicht in Ruhe, er erzählt auch ungern davon, weil man ihn sonst verspottet.
Quelle
Josef Lisiecki: Des Teufels Tintenfaß und Streusandbüchse | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 182 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende weitere Informationen: Als 1908 die Bahnlinie Brückenau-Wildflecken eröffnet wurde, baute das Basaltwerk Riedenberg die Felsgebilde ab. An der Stelle des Tintenfasses ist heute der bekannte Bergsee. Er wird oft irrtümlich als das Tintenfaß bezeichnet, weil das Wasser wegen des sehr dunklen Basalts fast schwarz wirkt. Fassung: Lisiecki
Ungefährer Ort der Sage
Weitere Sagen
Sagen aus Riedenberg
Der erfrorene Wandersmann am Totnansberg
Des Teufels Tintenfaß und Streusandbüchse
Sagen aus dem Landkreis Bad Kissingen