Im unteren Saaletal wird von alten Leuten noch manches berichtet von der Härte und Grausamkeit, mit der einst die Burgherren die „hörigen“ Bauern oft bedrückt und nicht selten in Angst und Schrecken versetzt hatten.
Einmal kam ein Ritter von Waizenbach, wo heute noch ein altes Schloss steht, nach einem Jagdritt in die Ortschaft Gräfendorf an der Saale. Da erblickte er einen Mann, der gerade auf dem Dach seines Hauses einige Ziegeln auswechselte.
In einer tollen übermütigen Laune rief der Ritter seinem Jagdgenossen zu: „Seht doch den seltsamen Spatzen dort auf dem Dache! Soll ich ihn herunterholen?“ Noch ehe sein Kamerad ihn von diesem verbrecherischen Vorhaben abhalten konnte, hatte der „feine Herr“ bereits sein Feuerrohr angelegt und den Mann vom Dach heruntergeschossen.
Die bestürzten Dorfbewohner verwünschten im Stillen den frevelhaften Übermut des Ritters, aber sie trauten sich nicht, etwas gegen ihre Obrigkeit zu unternehmen. Den grausamen Schlossherrn soll keine Strafe getroffen haben für seine ruchlose Tat.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Ritter von Waizenbach und der „Bauernspatz“ | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 223 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: „Heimat“ – Aus Geschichte und Volksleben des Kreises Gemünden von Max Riedmann 1972, S. 170.
Ungefährer Ort der Sage
Lage des Schloss Waizenbach
Weitere Sagen
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Die sagenumwobene Wildererschenke Schuntersteynhof
Der Ritter von Waizenbach und der „Bauernspatz“
Sagen aus dem Landkreis Bad Kissingen