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Sagen aus Schondra Sagen und Legenden

„Verderben, verderben musst du!“

Sage aus Untergeiersnest

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Der Schondragrund gehört zu den reizvollsten Tälern der waldreichen Südrhön. Er heißt auch Mühlengrund, denn in diesem einsamen Waldtal – allein zwischen der heutigen B 27 und Heiligkreuz – klapperten einst nicht weniger als 16 Mühlen.

In den letzten Jahrzehnten ist es um sie aber still geworden. Motorisierung und Elektrizität, auch moderne Großmühlen waren die Ursache für die Stilllegungen. Die Mittelmühle, von der hier erzählt wird, existiert auch nicht mehr; nur das Mittelmühlbrückchen zwischen der Heckmühle und Heiligkreuz erinnert noch an sie.

In den Jahren des großen „Mühlensterbens“ im Schondragrund, als die Not zu allen Fenstern in die Mühlen schaute und an die Türen pochte, lag der Mittelmüller des Nachts auf seinem Strohsack. Die Sorgen um die schlechten Geschäfte und um die Zukunft ließen ihn nicht zur Ruhe kommen und raubten ihm den Schlaf. Da glaubte er aus dem rauschenden Wasser im Takt des klappernden Rades zu hören:

„Ver-der-ben-ver-der-ben-ver-der-ben musst-du-aber — nicht-gleich!“ Der verbitterte und verzweifelte Mittelmüller sprang aus dem Bett, stürmte hinaus zum Mühlrad und riss die Schütze heraus, dass das Wasser vorbeiströmte und das Rad stillstehen musste. – „Ja, gleich!“ schrie er in die brausenden Fluten, „gleich! Du brauchst mir nimmer mahlen!“

Aber schon nach einigen Tagen hat er doch den Kampf gegen seinen und der Gegend Feind, die Verarmung, wieder aufgenommen. Es war umsonst; denn die Geister lügen nicht. Nur das Wasser geht heute noch den alten Weg. Nach Gewitternächten kann man in seinem Rauschen das Mühlenrad hören und es mutet uns an wie eine Bitte um Arbeit. („Fang-doch-wie-der-an…“ )

Auch in der Gemarkung Brückenau klapperten einst über 20 Mühlen. Nur eine hat bis heute überlebt. An der Aspenmühle fand eines Morgens der Besitzer an seiner Haustür ein großes Schild mit der düsteren Prophezeiung:

ASPENMÜHLE, DU WILDES TIER,
DU HAST GEFRESSEN VIER –
DEN FÜNFTEN HAST DU SCHON IM RACHEN,
MIT IHM WIRST DUS NICHT LANGE MACHEN.

Quelle

Josef Lisiecki: „Verderben, verderben musst du!“ | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 218 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet

Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Volkstümliches Heimatbuch, S. 218, und nach Erzählung von „Aspenmüller“ Zellhann Bad Brückenau.

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