Nach einer alten Sage gab es vor langer Zeit in Nüdlingen einen merkwürdigen Brauch: Am ersten Pfingstfeiertag eines jeden Jahres mussten vier Nüdlinger Bürger einen Sarg auf dem Schlossplatz der sagenhaften Huhnburg herumtragen, zum Andenken an den Kirchenstifter der Gemeinde und dessen Begräbnis.
Während dieses Umzuges mit dem Sarg hatte die Nüdlinger „Wunderglocke“ zu läuten, die einmal Schweine im Burghof aus dem Boden gewühlt hatten.
Doch nach vielen Jahren hat man auf diesen Brauch verzichtet, vermutlich hatte die Geistlichkeit sogar diesen Umzug verboten.
Das Glockenläuten zu Ehren des Kirchenstifters aber wurde noch jahrelang fortgesetzt, bis eines Tages der Nüdlinger Pfarrer auch diesen Brauch untersagte. Aber wer hätte es für möglich gehalten, dass die sagenumwobene Glocke auch ohne fremde Hilfe zu läuten begann. Die Bevölkerung wurde dadurch in maßloses Staunen versetzt, der Pfarrherr aber von so merkwürdiger Angst und Unruhe befallen, dass er das Läutverbot wieder aufhob. Nun fand auch er seinen Seelenfrieden wieder. Noch heute sagt man im Ort: „Es wird zum Toten geläutet“.
Quelle
Josef Lisiecki: Das Totenläuten der „Wunderglocke“ zu Nüdlingen | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 156 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes, S. 247
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