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Der Totenstein

Sage aus Gefäll

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Neben der neuen Straße von Gefäll in nordwestlicher Richtung – etwa einen Kilometer vom Dorf entfernt – ist eine alte Buchenallee. An diesem ehemaligen Weg, der in die Schwarzen Berge führte, stand ein großer Sandstein, in den eine Sense eingemeißelt war. Man nannte ihn den Totenstein. Die Zeichnung entstand nach Beschreibungen der Bewohner. Dazu berichtet die Sage:

Für viele Rhöner war es früher üblich, zur Erntezeit auf den großen Höfen im Maingebiet auszuhelfen, um sich einige Mark zu verdienen, denn die Not war vor etwa 100 Jahren in vielen Dörfern oft erschreckend. So wanderte auch einst ein junger Bauer aus Gefäll in die Frankfurter Gegend. Er brach schon vor Mitternacht auf, um einen ganzen Tag vor sich zu haben. Um die zwölfte Stunde (24.00 Uhr) kam er in einen großen Wald. Dieser war zwar durch allerlei Spukgeschichten verschrien, aber Angst kannte der junge Mann nicht. Doch urplötzlich schritt auf ihn eine Gestalt zu. Der Schreck fuhr dem sonst so Furchtlosen dennoch in die Glieder und er stand da wie gelähmt. Eine geisterhafte Frau tauchte aus dem Dunkel auf und begann mit tiefer hohler Stimme: „Was wagst du dich um diese Stunde in mein Gebiet? Diesmal lasse ich dich noch ungestraft laufen, ein zweites Mal aber nicht!“ Bei diesen Worten pfiff eine große Sense knapp über sein Haupt und die Frau war sofort wie vom Erdboden verschluckt.

Der Bauer, der zu Hause sich immer über Geister und Spukgeschichten lustig machte, war nun doch geschockt, aber er erholte sich schnell und ging seines Weges weiter. Bei Frankfurt, am Ziel seiner Reise, erzählte er sein schauerliches Erlebnis, wurde aber von allen seinen Arbeitskameraden ausgelacht. Das aber gab ihm irgendwie neuen Mut und er nahm sich vor, auf dem Rückweg in die Heimat erst recht um die Geisterstunde durch den verrufenen Wald zu gehen. Er prahlte sogar, den Spieß umzudrehen und dem Gespenst gehörig heimzuleuchten.

Und wirklich, auf seinem Heimweg wählte er wieder den gleichen Wald. In den Dörfern schlugen die Glocken die mitternächtliche Stunde. Da überkam dem Mann dennoch ein leichtes Schaudern, ja, er wollte sogar umkehren und einen anderen Weg gehen, aber es war bereits zu spät. Die gleiche alte geisterhafte Frau sprang aus dem Gehölz, schwang wieder die große Sense und schlug dem Burschen den Kopf ab.

Am nächsten Tag fanden Waldarbeiter die Leiche und daneben die blutige Sense.

Zum frommen Gedenken an diese schreckliche Tat ließen die Angehörigen diesen Stein setzen.

Ungefährer Ort der Sage

Quelle

Josef Lisiecki: Der Totenstein | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 72 ff. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet

Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Kissinger Raumes, S. 68; in Volkssagen im Saalegau, Bad Kissingen 1936, S. 36, erzählt von A. W. Nikola

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