Die Seele des hinterhältigen Planes, nach dem die „Werburg“ bei Werberg zerstört wurde, war ein Lorenz Pfaff, ein ehemaliger Knecht dieser Burg, denn er soll mit den Verhältnissen dieser Feste sehr gut vertraut gewesen sein. Mit mehreren Gefährten erstieg er am Vorabend von Michaeli 1444 den Vorhof der Burganlage. Dort versteckte man sich bis zum Tagesanbruch. Eine Insassin der Burg, eine alte Dame, besuchte stets an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst auf dem Volkersberg. Dort hatte Bischof Otto von Bamberg „auf dem Berge Sinai ein Kirchlein geweiht“.
Als die Dame nun am Morgen des St. Michaelistages (29.09.1444) in Begleitung des Burgvogts die Feste verließ, stürzten die Gesellen aus ihren Verstecken hervor, überfielen den Vogt, drangen in die Burg ein und überwältigten die Schläfer. In der Zwischenzeit stürmte der wartende wilde Haufen durch das geöffnete Tor und führte die gesamte Besatzung fort. Drei Schlossbewohner wurden sogleich an der Linde vor dem Basaltfelsen „aufgeknüpft“. Das Landvolk der Umgebung, das sehr unter dem „Stegreifleben der Ritter“ zu leiden hatte, rächte sich ebenfalls bitter und machte das Nest der Raubritter dem Erdboden gleich. Auf der Suche nach dem Urheber des Streiches fiel der Verdacht auch auf den Frühmesser Johannes Kroenspieß von Brückenau. Er wurde aber von seinem Bischof feierlich entlastet.
Quelle
Josef Lisiecki: Wie das Schloss Werberg zerstört wurde | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 233 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Volkstümliches Heimatbuch S. 115
- Heimat am Dammersfeld, S. 20 und 21
- Der Volkersberg, S. 96.
- Die Burg lag südlich des Basaltfelsens und war vermutlich durch einen Wehrgang oder eine Brücke mit dem Felsen verbunden. Mauerreste sind erkennbar. Der steile Basaltpfropf diente wahrscheinlich als Basis eines Turms. Die Burg war einst Grenzbefestigung der Fuldaer Fürstäbte gegen das geistliche Territorium Würzburgs. 1444 wurde die Veste vom Würzburger Fürstbischof Gottfried IV. von Limpurg im Einverständnis mit dem Fuldaer Fürstabt Hermann II. von Buchenau wegen des fortgesetzten „Stegreiflebens“ der Hutten zerstört.
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