Einst wütete in Stangenroth eine verheerende Viehseuche. Die Gemeinde musste sich sogar einen Schinderkarren kaufen und einen Platz im Gemeindewald anlegen, um das tote Vieh zu verscharren. Er heißt heute noch der Schinderrasen.
Eines Tages musste ein Bauer seine letzte Kuh in den Wald fahren. Da stand am Waldrand ein altes freundliches Männchen. E s ließ sich das Leid des Dorfes und des Bauern erzählen. Darauf gab der Unbekannte den Rat, den Karren im Dorf so aufzustellen, dass die Deichsel zum Kreuzberg zeige. Auf diesen sonderbaren Rat hin hatte der Bauer noch mehr Fragen, doch auf einmal war das Männlein verschwunden.
Der fromme Landmann befolgte den Rat des Fremden, als er vom Wald zurückgekommen war und stellte sogleich den Schinderkarren auf dem Dorfplatz mit der Deichsel zum Kreuzberg auf. Von dieser Stunde ab war im Dorf die Gefahr der Seuche gebannt und es erkrankte kein Stück Vieh mehr. Den Karren aber beließ man an diesem Platz stehen, gleichsam als Talisman gegen alle künftigen Viehkrankheiten.
Die Bauern aber behaupten, dass der Fremde mit seinem eigenartigen Vorschlag der hl. Wendelinus gewesen sei und deshalb begeht heute noch die Gemeinde festlich den Wendelinustag.
Quelle
Josef Lisiecki: Der hl. Wendelinus rettete das Vieh von Stangenroth | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 197 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Kissinger Raumes, S. 59, von Hptl. Gößmann, Stangenroth 1936.
Ungefährer Ort der Sage
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