Eine uralte und früher weit verbreitete Kunst war die der Töpfer oder Euler. Dieser interessante Beruf lebt heute wieder auf, da die unzähligen Farben und Formen der Krüge, Schüsseln und Tassen in den Haushaltungen wieder sehr gefragt sind. In den früheren Töpferorten Römershag und Oberbach-Eckartsroth wurde die an sich nicht unbekannte Sage gerne erzählt:
Einst hatte ein Töpfer mit einem Teufel einen Handel abgeschlossen, bei dem der Eulermeister seine Seele verpfändete. Allerdings gab es bei diesem Geschäft eine Bedingung: Der Herr der Hölle müsse, wenn er den Meister bei der Arbeit antreffe, sofort erraten, welches Gefäß gerade auf der Drehscheibe entsteht. Riet nun der Satan z. B. einen Topf, – schnell formte der Häfner eine Schüssel. Riet er aber einen Deckel, flugs wurde ein Kaffeenäpfchen daraus… und so ging es jedes Mal, wenn der Schwarze ihn holen wollte.
Eines Tages platzte wieder der Fürst der bösen Geister unverhofft in die Eulerei hinein: „Hab ich dich endlich?! – Machst du wohl etwas anderes als einen Krug?“, rief der Teufel in sichtlicher Siegesgewissheit, denn der Meister hatte ein halbes Brett voll frisch geformter Krüge vor sich stehen und konnte in diesem Augenblick schwerlich ein anderes Gefäß entstehen lassen. – „Prosit! – Mahlzeit!“ – lachte der Töpfer spöttisch und unter seinen geschickten, flinken Händen wuchs aus dem glitschigen Lehmballen eine schöne schlanke Vase.
Wutschnaubend zischte der „Neunmal-Geschwänzte“: „Es ist Zeitverschwendung, ein Häfner lässt sich nicht in die Hölle holen!“ – und er verschwand auf Nimmerwiedersehen.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Töpfer und der Teufel | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 186 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Bergwinkelgeschichten, S. 39 von Dr. Lotich.
- In Römershag stand eine Krugbäckerei der Fürstbischöfe von Fulda und in Oberbach-Eckartsroth eine Töpferei des Fürstbistums Würzburg
Ungefährer Ort der Sage
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