Im Volksmund gibt es viele Flurnamen, die auf Ereignisse aus Kriegen oder Hungersnöten zurückgehen. Auch der im Volksmund von Motten bekannte Mordacker geht zurück auf die Zeit der Napoleonischen Kriege.
Hungernde Franzosen durchzogen auch unser damals ausgeplündertes Land. So irrten in Motten zwei Franzosen vor Schwäche wankend umher. Dazu gesellte sich das tückische Nervenfieber. Bleich und abgezehrt gingen sie über ein abgeerntetes Kartoffelfeld. Da lief eine fette Maus über das holprige Erdreich. Sofort stürzten die beiden Hungrigen auf das kleine Tier. Doch nur einer hatte es erwischt und sofort getötet, um es roh zu verzehren. Sein Begleiter jedoch schwang vor Futterneid den Gewehrkolben nach ihm, aber der andere sprang geschickt zur Seite. Nun entbrannte ein Zweikampf mit solcher Heftigkeit, dass schließlich einer tödlich getroffen zu Boden sank. Der Überlebende aber ließ beim Anblick seines toten Kameraden die kleine Beute liegen und rannte in wilder Hast davon. Bauern in der Nähe hatten diesen erschütternden Vorfall beobachtet. Sie begruben den Toten auf diesem Acker. Von nun an nannte man dieses Feld den Mordacker.
Kein Kreuz und kein Stein erinnern heute noch an diese furchtbare Tat und die schreckliche Zeit.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Mordacker | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 144 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Sagen aus Rhön und Vogelsberg, S. 218 und 219, mitgeteilt von Josef Diegelmann, Welkers, nach einer Erzählung von Maria Schneider – Motten.
Ungefährer Ort der Sage
Weitere Sagen
Sagen aus Motten
Sagen aus dem Landkreis Bad Kissingen