Am Fuße des Heufeldes entspringt eine Quelle, die den Namen Stellberger Brunnen trägt. Wer sie sucht, muss von Motten aus durch ein enges Tal bis zum Fuß des Maria Ehrenberges gehen. Alte Leute wollen wissen, dass um diesen Brunnen ein Dorf gestanden habe, mit Namen Kleinstellberg. Es sei vor Jahrhunderten untergegangen. In mondhellen Sommernächten aber könne man noch aus dem nahen Weiher lieblichen Gesang und in sternklaren Christnächten sogar wunderbares Glockengeläute vernehmen.
Hier habe einmal ein zufriedenes Völkchen von Köhlern, Erzgräbern, Bauern und Hirten gelebt. Auf dem Berg aber sei eine Burg gestanden, deren Ritter harte Frondienste und schier unerschwingliche Zinsen vom Volk verlangten. Als aber die Bauern langsam ihre Freiheit errangen, hätten sich die Ritter ein festes Haus im Tal erbaut.
In einer Christnacht sei ein großes Feuer ausgebrochen, das Hütte um Hütte einäscherte. Der Burgherr aber habe das Flammenmeer mit Zufriedenheit beobachtet und sich an den Notschreien von Mensch und Kreatur geweidet. Er habe zu spät bemerkt, wie er mitsamt seinem Schloss immer tiefer sank und wie plötzlich Schlamm und Morast über seinem Kopf zusammenschlugen. Dort, wo Schloss und Dorf einst standen, liegen heute nur sumpfige Wiesen.
Quelle
Josef Lisiecki: Das untergegangene Dorf Kleinstellberg | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 137 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Sagen aus Rhön und Vogelsberg, S. 212, von E. F. Schuhmann in Buchenblätter 1938, S. 24.
Ungefährer Ort der Sage
Weitere Sagen
Sagen aus Motten
Sagen aus dem Landkreis Bad Kissingen