Zwei Kilometer westlich von Münnerstadt, zwischen Reichenbach und Burghausen, erhebt sich der 402 m hohe Michelsberg. Auf den Landkarten trägt er das Zeichen einer Burgruine. Er ist der höchste Berg der ganzen Umgebung und gewährt eine herrliche Aussicht zur Rhön, zum Thüringer Wald und zu den Haßbergen. Diese nach drei Seiten hin abfallende Erhebung mit einem großen Gipfelplateau gab der Vorstellungswelt unserer Vorfahren zu der Sage Anlass, dass hier vor urdenklichen Zeiten eine gewaltige Burg gestanden habe mit Rittern, Grafen und vielen Knechten. Letztere hätten täglich unzählige Reitpferde zur Tränke an den nahen Reichenbach geführt. Auch sei auf der Ebene dieses Kegelstumpfes einst eine große Kirche errichtet worden und als diese durch Kriegswirren zerstört war, habe man dort eine Kapelle gebaut.
Spätere Forscher glaubten, dort sei in grauer Vorzeit eine „natürliche Akropolis“, eine Volksburg, Kultstätte und ein Zufluchtsort gewesen, ja sogar eine Gauhauptburg für Volksversammlungen. Inmitten der Gauburg hätten die Grabfelder das Heiligtum Wodans errichtet und die ersten Missionare des christlichen Glaubens hätten an dieser Stätte heidnischer Götterverehrung ein christliches Gotteshaus, die Michaelskapelle erbaut.
Leider ist für alle diese schönen, phantasievollen Behauptungen nicht der geringste historische Nachweis zu erbringen. Nicht einmal Spuren einer Burg oder einer Kirche sind dort zu erkennen.
Quelle
Josef Lisiecki: Die Burg am Michelsberg | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 147 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Kissinger Raumes S. 12 – 14 nach Bericht von Prof. Dr. Stuhl, Münnerstadt 1903 und Prof. Dr. Karl Dinklage, in „Münnerstadt“ 1935, S. 3.
Ungefährer Ort der Sage
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