In den Bauernkriegen wurden viele Burgen und Schlösser von rebellierenden „Bauernhaufen“ zerstört. Auch die Burg Bodenlauben entging den verbitterten Aufständischen nicht. Der „Haufe“ von Aura griff sie in wilder Wut mehrmals an, aber die festen und hohen Mauern widerstanden allen Anstürmern. Die Verteidigung der Veste lag in den bewährten Händen des Würzburger Burgmanns von Steinrück und dieser erfahrene Mann stellte sich mit Umsicht und äußerster Tapferkeit den Bauern aus Aura entgegen.
Doch eines Tages fand sich ein schnöder Verräter, der Burgkoch, der den Bauern gegen eine stattliche Summe Geldes versprach, die trutzige Burg den Belagerern in die Hände zu spielen. Er wollte zur Nachtzeit heimlich ein kleines Nebentor öffnen und wenn er in nächtlicher Stille auf seinem Küchenbrett hackt, sei die Zeit gekommen, in die Burg zu schleichen, sie zu erobern, auszuplündern und schließlich anzuzünden.
So wurde die große Burg verraten, erobert, die Besatzung niedergemacht und das Schloss in Brand gesteckt.
Der Koch aber erhielt von den Bauern seinen Verräterlohn: Sie stachen ihm die Augen aus und warfen ihn in die Flammen der brennenden Festung. Noch geht, so kündet die Sage, sein ruheloser Geist in finsteren Nächten durch das Burggemäuer, um erlöst zu werden. Ganz wachsame Bürger aber wollen dann sogar ein rhythmisches Hacken auf dem Küchenbrett des Verräters hören.
Von der Bodenlauben soll ein unterirdischer Gang zur Trimburg führen und als beide Burgen noch von ihren Herren bewohnt waren, soll eine Klingelleitung durch diesen Gang geführt haben, um bei nahender Gefahr sich Zeichen geben zu können.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Verrat der Burg Bodenlauben | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 44 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: L. Bechstein: die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes 1842, S. 134 auch Bayernheft Nr. 17: Rhön und Fränkische Saale 1938 / Geschichten und Sagen des Kissinger Raumes, S. 37 nach Geschichten der Entstehung des vormaligen Frauenklosters und heutigen Dörfchens Frauenroth, 1825 von Pfarrer F. Kleer, S. 26.
Ungefährer Ort der Sage
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