In Reiterswiesen, heute einem Stadtteil von Bad Kissingen, lebte einst ein Bauer, der seit langer Zeit für den Gottesdienst der Kirche den Messwein besorgte. Er wurde dafür jedoch niemals entlohnt. Da er von dem versprochenen Gotteslohn allein aber nicht leben konnte, fasste er einen verwegenen Plan, um zu seinem Recht zu kommen:
Auf dem Kalender stand ein hoher Feiertag. Im Dorf fand eine Prozession statt und die ganze Gemeinde nahm daran teil, nur nicht der Lieferant des Messweins. Für ihn war nämlich die richtige Zeit gekommen, um den Plan auszuführen. Unbeobachtet begab er sich mit Axt und Säge in den Gemeindewald und fällte dort eine schöne Eiche, die er sich schon lange ausgesucht hatte.
Während nun im Dorf gerade die Glocken läuteten, stürzte der Baumriese, fiel aber anders als erwartet und erschlug den Sonntagsfrevler.
Seine drei Kinder ließen im Wald an der Unglücksstelle einen Bildstock errichten und die Bitte einmeißeln, für die arme Seele zu beten.
Quelle
Josef Lisiecki: Die schwere Strafe für Sonntagsarbeit | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 175 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen Band 1, S. 363 und 364,
- auch in: Geschichten und Sagen des Kissinger Raumes, S. 67, von Hptl. Baumeister 1936.
- Die Sage hat einen wahren Hintergrund. Nach dieser Begebenheit wurde 1721 ein Bildstock errichtet mit einem Kreuzschlepper aus Sandstein. Er steht 1 km südöstlich der Kirche an der Straße nach Eltingshausen.
Ungefährer Ort der Sage
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