Im Dreißigjährigen Krieg, als die Schweden auch unsere engere Heimat heimsuchten, wurde die Rhön und auch Bad Kissingen von ihnen belagert und hart bedrängt. Die Stadt jedoch widerstand allen Angriffen wegen der Tapferkeit ihrer Bürger und auch wegen ihrer vorzüglichen Stadtbefestigungen. Ein Einwohner jedoch brachte Kissingen in große Gefahr und wurde ihr Verräter. Es war ein Jude, der einen unbewachten Ausgang durch die Mauer wusste und die Feinde eines Nachts dort hereinführte. Doch „er empfing seinen Lohn“, wie die Sage erzählt, und zum Andenken wurde sein Bild, wie er sich aus Reue die Haare ausrauft, am Rathaus in Stein verewigt. Seinen wahren Namen hat man vergessen, da man ihn nur wegen seiner Schwedenhilfe „Schwed“ rief.
Eine andere Sage von diesem Juden erzählt aber gerade das Gegenteil:
Der Jude soll fleißig Kugeln für die Stadtverteidigung gegossen haben, welche die geheimnisvolle Eigenschaft besaßen, jeden Feind unfehlbar zu treffen. Diese Wunderkugeln sollen den Schweden so große Verluste beigebracht haben, dass sie ihre Zelte vor der Stadtmauer schleunigst abbrechen mussten.
Daraufhin habe man aus Dankbarkeit den Kopf des Juden in Stein gemeißelt und am Rathaus angebracht.
Verwandte Sage: „Bienen retteten Bad Kissingen vor den Schweden“
Quelle
Josef Lisiecki: Verriet „der Jud Schwed“ Bad Kissingen oder rettete er die Stadt? | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 41 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: L. Bechstein: die Sagen des Rhöngebirges und des Grabfeldes, 1842, S. 131 und 132
Ungefährer Ort der Sage
Lage des Alten Rathaus Bad Kissingen mit dem erwähnten gemeißelten Kopf.
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