Einst angelte am Saaleufer eine wunderschöne Wassernixe. Vom nahen Berg aus beobachtete sie ein Jäger. Er war von ihrer reizvollen Gestalt so betört, dass er zu ihr hinuntereilte, ihr den Hof machte und mit Schmeicheleien versuchte, ihr den Kopf zu verdrehen.
Als der Jägersmann ihr großes Geschick und Anglerglück bewunderte, merkte das die Nixe und prophezeite lächelnd, sie habe noch bessere Angeln, deren sich niemand mehr entledigen könne, wenn sie diese auswerfe. Wohl keiner verstand den Sinn dieser Worte besser als der verliebte Jäger, dessen Herz bereits an der Zauberangel zu zappeln schien. In seiner jäh entbrannten Leidenschaft packte er die holde Wasserjungfrau, um ihr den ersten Kuss zu rauben. Sie entglitt ihm aber höhnisch lächelnd und tauchte vor seinen Augen unter in den Wellen der Saale.
Schockiert und maßlos enttäuscht starrte der liebestrunkene Mann dem reizvollen Wesen aus einer anderen Welt nach, ja, er glaubte sogar im Plätschern des Wassers ihr höhnisches Lachen zu vernehmen.
Noch heute irrt in stürmischen Nächten der Jäger am Ufer der Saale auf und ab und beklagt sein trauriges Schicksal.
Quelle
Josef Lisiecki: Die Saalenixe | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 86 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 42, nach Hammelburger Zeitung – Heimatblätter 1953, 3. Vierteljahr, S. 37.
Ungefährer Ort der Sage
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