Ein Konrad von der „Linsenburg“ (Vorburg der Trimburg) nahm mit dem Hammelburger Bürger Friebold an einem Kreuzzug teil, um das Heilige Land zu erobern. Dort gerieten sie in Gefangenschaft und wurden später als Sklaven nach Ägypten verkauft. Beide mussten Wasser aus Zisternen schöpfen, um das Land zu bewässern. Da nun Friebold ein gelernter Sattler war, wurde ihm das Pferdegeschirr anvertraut. Jahrelang trugen sich die beiden mit Fluchtgedanken. Eines Tages, als sie sich mit Lebensmitteln, Wasser und Pferden versorgt hatten, machten sie sich aus dem Staub. Nach schweren Strapazen mussten sie die Pferde zurücklassen und die Flucht zu Fuß fortsetzen.
Als sie gerade an einer Oase ihren Durst stillten, sprang den Grafen Konrad eine Löwin an und warf ihn nieder. Friebold rannte sofort seinem Kameraden zu Hilfe und stieß der Löwin einen Speer in die Seite. Das Tier jedoch sprang in seinem Schmerz Friebold blitzschnell an und tötete ihn mit seiner Franke.
Graf Konrad von der Linsenburg bestattete seinen getreuen Weggefährten und gelobte, seinen Lebensretter nie zu vergessen.
Erst nach Jahren traf der Graf wieder auf seiner Linsenburg ein und besuchte die Witwe Friebolds in Hammelburg; dabei übergab er ihr ein Kästchen mit Goldmünzen. Ferner ließ er an ihrem Haus eine rote Sandsteintafel anbringen mit dem Bild einer Löwin. Daher bekam die Gasse später den Namen Löwengasse. Als in Hammelburg das Rote Schloss gebaut wurde, musste neben anderen Häusern auch der Bau Friebolds abgebrochen werden. Die Steintafel aber wurde an der Rückseite des Schlosses, an der Kirchgasse, in die Wand eingelassen.
Quelle
Josef Lisiecki: Die Hammelburger Löwengasse | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 88 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 56, nach einer Erzählung von Karl Schneider, Münche
Ungefährer Ort der Sage
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