Im Büchsenhof zu Hammelburg, neben dem heutigen Feuerhaus, war einst eine Münzanstalt. Der Abt von Fulda hatte sie errichtet. Ein italienischer Münzmeister war beauftragt, kupfernes, silbernes und goldenes Geld zu prägen. Ein fuldaischer Beamter Hyron hatte die Aufsicht über diese Münze.
Nun wohnte ein Anastasius Ankenbrand im Münzhaus, der dem „welschen Meister“ nicht traute und auf dessen Tätigkeit ein wachsames Auge hatte. Der Südländer wusste das, wollte seinen Hausgenossen dennoch überlisten, um in seinem Beruf eine größere „Rendite“ zu erreichen.
Mit einem Nachschlüssel gelangte er unbemerkt in den schweren Eisenschrank mit dem Goldvorrat, schlug aus dem edlen Metall eine Unzahl einfacher Pfennige, mattierte sie mit Schwefeldämpfen, dass sie Kupferpfennigen sehr ähnelten und füllte davon mehrere Kisten.
In der Umgebung aber wartete ein Geschäftsfreund, der das „Kupfergeld“ zum Kupferwert erwerben sollte. Dann wollten die beiden Spitzbuben den Gewinn teilen und verschwinden.
Der Italiener hatte aber nicht mit Ankenbrands Wachsamkeit gerechnet. Als die Kisten die Münzanstalt verlassen sollten, nahm Ankenbrand eine Münze in die Hand, wobei sie ihm auf den Steinboden entglitt. Doch der Pfennig klang so hell und rein, wie eben nur ein Goldstück klingen kann.
Die genauere Untersuchung des Geldstücks brachte die Treulosigkeit des Münzmeisters ans Tageslicht. Er musste seinen Frevel mit dem Galgen büßen. In seine Tasche aber hatte man drei der falschen Münzen gesteckt zum Lohn für den Henker.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Hammelburger Falschmünzer | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 91 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 17 und 18, nach Hammelburger Zeitung – Heimatblätter 1953, 3. Vierteljahr, S. 2.
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