Vom hl. Venantius und seiner Wundertätigkeit noch nach seinem Tod wird aus Hammelburg und Oberleichtersbach berichtet. So erzählt der Fuldaer Mönch Rudolf, wie die Gebeine dieses Heiligen auf dem Weg von Italien nach Fulda über die Saale bei Hammelburg geführt wurden:
Während sich der Zug dem damals noch kleinen Dorf Hammelburg näherte, kamen die Mönche aus dem Kloster Wolfsmünster mit Kerzen und Kreuzen entgegen, denn die Überführung der Gebeine des Heiligen waren im Fuldaer Abtsbereich bekanntgeworden. Am Saaleufer wartete auf der Nordseite bereits Abt Raban mit Priestern und Mönchen, die aus Fulda entgegengeeilt waren, ferner eine große wartende Volksmenge. Das zur Überfahrt bereitgestellte Schiff lag aber viel weiter flussabwärts von der Stelle wo die Prozession übersetzen wollte. Deshalb begannen die Fährleute den Kahn an den gewünschten Ort zu ziehen, aber das Seil entglitt ihnen. In diesem Augenblick begann das Schiff ohne menschliche Kraft auf geheimnisvolle Weise gegen den Strom zu treiben und dort an Land zu schwimmen, wo die Wallfahrer mit den hl. Reliquien warteten.
Als alle Teilnehmer auf der Nordseite des Ufers waren, wurde auf einer großen Wiese das hl. Messopfer dargebracht und anschließend wurden die Gebeine des hl. Venantius in der Kirche zur Verehrung ausgesetzt.
Nachbemerkung [des Autors]: Siehe auch Oberleichtersbach: Die Wunderheilungen des hl. Venantius
Quelle
Josef Lisiecki: Die Reliquien des hl. Venantius | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 95 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 15 von H. Ullrich.
- Siehe auch: Volkstümliches Heimatbuch des Landkreises Brückenau, S. 180.
Abt Hraban (Rabanus Maurus) amtierte in Fulda von 822 – 842. Er erforschte die Bibel und fasste das Wissen seiner Zeit in dem 22-bändigen Werk „De universo“ zusammen. Wolfsmünster hatte damals noch kein Kloster.
Ungefährer Ort der Sage
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