An der alten Straße von Obereschenbach nach Hammelburg-Kloster Altstadt steht ein altes Sühnekreuz aus Sandstein, von dem gleich zwei Sagen berichten:
1. Die streitbaren Bauern
Früher durften die Wiesenbesitzer am Eschenbach zu festgesetzten Zeiten eine Stunde lang ihre Wiesen mit dem Wasser des Bächleins bewässern. Sie hatten ein sogenanntes Wasserrecht. An einem bestimmten Morgen trafen sich zwei Bauern. Der eine ackerte auf seinem Feld an der alten Straße, der andere bewässerte seine Wiesen. Vermutlich hatte letzterer seinen Matten zu lange das Bachwasser zugeleitet, während der erstere darauf wartete, ebenfalls seinen Wiesen das kostbare Nass des Eschenbachs zuzuführen. Jedenfalls gerieten beide heftig in Streit und es musste der eine mit einer Backe, der andere mit der Reute (ein Gerät zum Abstreifen der am Pflug hängenden Erde) wild auf seinen Gegner eingeschlagen haben. Da traf plötzlich der Beschuldigte seinen Nachbarn mit der Feldhacke so unglücklich, dass dieser tot zusammenbrach.
So fand man ihn auf seinem Feld. Die Reute ist im Stein abgebildet, nicht aber die Hacke
2. Die eifersüchtigen Mägde
Zwei Mägde, die abends nach der Feldarbeit auf dem Weg nach Obereschenbach waren, unterhielten sich über ihre Arbeit, ihre Herrschaft, schließlich auch über die Burschen des Dorfes. Dabei stellte sich heraus, dass beide ihr Herz an denselben jungen Mann verloren hatten. Sie begannen sich zu beschimpfen und bald regte sich in ihnen Leidenschaft und Eifersucht. Jede bestand auf ihrem Recht, den Freund nur für sich allein besitzen zu dürfen; keine wollte den Geliebten preisgeben. Aus dem Streit wurde ein wütender Kampf. Bald schlugen sie mit ihren Sicheln unbarmherzig aufeinander ein und brachten sich im Gesicht und am Leib schwerste Wunden bei. Durch den großen Blutverlust ermattet sanken sie zu Boden und verstarben.
Quelle
Josef Lisiecki: Das Obereschenbacher Sühnekreuz | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 161 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Die Flurdenkmale im Landkreis Bad Kissingen Band 3, S. 345,
- auch Geschichte und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 54 nach Volkssagen im Saalegau, S. 85.
Ungefährer Ort der Sage
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