Eine Zofe vom Sodenberg hatte sich dem Teufel mit ihrem eigenen Blut verschrieben. Dafür musste er ihr aber den Geliebten zuführen. Jahr für Jahr erfüllte der Satan im roten Spielmannsgewand ihren Herzenswunsch. Eines Nachts war die Magd wiederum, wie so oft, auf dem Weg zu ihrem Liebsten. Auf dem Sockel des verwitterten Kreuzes am Hang des Sodenberges ruhte sie kurz aus. Da erschien ihr der rote Spielmann funkenumsprüht und schrecklich anzusehen. Vom nahen Kloster Wolfsmünster schlug die Uhr gerade die Mitternachtsstunde.
„Führ mich zu meinem Geliebten!“, herrschte die mutige Magd den Teufel an. der sonst so willig ihrem Gebot Gehorchende lachte aber nur höhnisch auf: „Deine Zeit ist um“, rief er ihr zu, „komm mit, ich fordere jetzt deine Seele!“ Verzweifelt umklammerte das Mädchen den Schaft des Kreuzes und bohrte seine Finger mit äußerster Kraft tief in das harte Gestein. Der Herr der Hölle riss es jedoch mit übermenschlicher Gewalt vom Kreuz los und verschwand mit ihm in einem tiefen Felsspalt, der sich urplötzlich auftat. Nur die Fingereindrücke am Kreuzesstamm erinnern an Liebe und Tod einer unglücklichen Magd.
Quelle
Josef Lisiecki: Das Spinnmagdkreuz am Sodenberg | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 134 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: „Aus alten Zeiten“, Main-Spessart-Sagen von Franz Schicklberger im Echter Verlag Würzburg, von Manuela Krämer, Heßdorf.
Ungefährer Ort der Sage
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