Dort, wo die Bundesstraße 27 die Sodenberg-Paßhöhe erreicht hat, biegt eine Straße ab nach Westen. Nach 600 Metern steht am Waldrand ein altes Steinkreuz. An ihm kann man deutlich 10 Vertiefungen erkennen. Nach der Sage seien sie von 10 gespreizten Fingern eingedrückt worden. Dieses Kreuz beflügelte die Phantasie vieler Menschen und so entstanden Sagen in verschiedenen Versionen:
Auf dem Sodenberger Schloss, der einstigen Sodenburg, trafen sich vor vielen, vielen Jahren Spinnmägde der ganzen Umgebung und ließen fleißig ihre Spinnräder surren. In später Stunde machten sie sich gewöhnlich auf den Heimweg. Doch einmal zog ein starkes Unwetter auf; es blitzte und donnerte fürchterlich und die Mädchen wagten nicht, das Schloss zu verlassen. Eines jedoch, das auf dem Schloss Reußenberg wohnte, wollte dennoch den Heimweg wagen. Die Kameradinnen rieten ihm aber, nicht heimzugehen, es solle doch mit ihnen in der Stube bleiben bis das Gewitter sich verzogen habe. Inzwischen kam sogar ein schwerer Sturm auf, grelle Blitze zuckten und die Donnerschläge erschütterten das ganze Haus. Trotzdem ließ sich die Spinnmagd nicht überreden zu bleiben und sie entgegnete schroff: „Und wenn ich auf dem Teufel heimreiten muss, ich gehe trotzdem.“ Nach diesen Worten stürmte sie hinaus in die Nacht.
Als sie nun beim Kreuzweg angelangt war, stürzte der Teufel auf sie zu in der Gestalt eines Ziegenbocks, spießte sie auf seine Hörner und versuchte, sie von dannen zu tragen. Voller Verzweiflung klammerte sich das zu Tode erschrockene Mädchen mit aller Kraft am Wegkreuz fest, das ganz in der Nähe stand und rief in höchster Not: „Jesus, Christus, hilf mir, vom Satan loszukommen!“ Dieser flehentliche Ruf war seine Rettung. Der Satan ließ es los und sprengte davon.
Noch heute kann man die Fingereindrücke der Magd im Sodenberger Kreuz sehen.
Quelle
Josef Lisiecki: Das Wegkreuz am Sodenberg | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 131 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Nach einer Erzählung von Heike Bauer, Heßdorf in „Aus alten Zeiten“, Main-Spessart-Sagen von Franz Schicklberger im Echter Verlag Würzburg, S. 52.
Ungefährer Ort der Sage
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