Östlich von Morlesau, nicht weit vom Ufer der Fränkischen Saale, erhob sich vor vielen, vielen Jahren die Burg Arnstein. Sie ist völlig verschwunden. Nur ganz spärliche Reste einer Kellermauer und ein verschütteter Brunnenschacht verraten noch die Stelle der einstigen Burganlage. Von dort führt ein Weg hinauf nach Ochsenthal. Hier soll, so raunt die Sage, vor etwa 50 Jahren ein Bauer aus Morlesau ein merkwürdiges Erlebnis gehabt haben:
Er stand am Fenster seiner Wohnung und blickte hinüber zum Sodenberg. Da kam plötzlich aus Richtung Weickersgrüben über den Weiler Ochsenthal ein langer Zug Damen und Herren in festlichen Gewändern, die aber alle altmodisch oder mittelalterlich anmuteten. Die Prozession schritt langsam und feierlich auf die Ruine Arnstein zu. Der Weg machte einen ganz veränderten Eindruck und nach kurzer Zeit war der feierliche Zug in einem Hohlweg verschwunden.
Der Bauer war von diesem Erlebnis so überwältigt, dass er sofort seine Frau rief. Doch als sie kam, war der ganze „Zauber“ bereits verschwunden.
War es ein Traum, eine Vision? Der Mann ließ sich jedenfalls sein Erlebnis nicht ausreden.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Geisterzug | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 134 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: „Heimat“, aus Geschichte und Volksleben des Kreises Gemünden von Max Riedmann, 1972, S. 179.
Ungefährer Ort der Sage
Weitere Sagen
Sagen aus Hammelburg
Warum die Hammelburger Stadtpfarrkirche an der Stadtmauer steht
Der blaue Hut auf dem Turm der Burg Saaleck (1. Lesart)
Der blaue Hut auf dem Turm der Burg Saaleck (2. Lesart)
Die goldene Wunderblume aus dem Schloß Amalbergas
Das „Weiße Kreuz“ von Hundsfeld
Der alte Bildstock am Weg der „Kiliane“
Das Wunderwasser des „Tränä-Stä“ oder „Warzä-Stä“
Das Dorfkapellchen in Windheim (bei Hammelburg)
Sagen aus dem Landkreis Bad Kissingen