Zwischen Diebach und Ochsenthal liegt ein Acker mit einem recht merkwürdigen Namen; er heißt im Volksmund Ohrfeigenacker. Die Einheimischen erzählen dazu folgende Begebenheit:
Schon in alter Zeit wurden Äcker der Gemeinden in Pacht gegeben. Diesen Acker aber wollte niemand haben, vielleicht wegen seines schlechten Ertrags, sicher aber weil er zwischen zwei Feldwegen lag, deren Grenzen oft nicht eingehalten wurden.
Der damalige Bürgermeister wollte nun auch diesen Acker verpachten, aber kein Bauer machte ein Angebot. Da riss dem „Ortshäuptling“ die Geduld und er versprach: „Für eine Ohrfeige kann einer den Acker erhalten, ja, er kann ihn sogar behalten und ich lasse ihn notariell zuschreiben“.
Über dieses frivole Angebot waren alle Umstehenden so verblüfft, dass sie in ein langes Schweigen verfielen. Da endlich meldete sich ein Ortsbürger, die Ohrfeige in Empfang zu nehmen, um Besitzer des Ackers zu werden. Der Schultheiß gab nun in Anwesenheit aller Bürger diesem Bewerber eine so kräftige Ohrfeige, dass der Empfänger hinfiel und seine geschwollene Wange noch nach vier Wochen schmerzte. Die notarielle Zuschreibung erfolgte und seit dieser Zeit heißt im Volksmund dieses Feld der Ohrfeigenacker.
Quelle
Josef Lisiecki: Der Ohrfeigenacker | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 55 | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen: Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 47, nach Hammelburger Zeitung: Heimatblätter vom 16.08.1934, S. 112.
Ungefährer Ort der Sage
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