In der Chronik des Franziskanerklosters Altstadt bei Hammelburg wird ein mysteriöser Fall erzählt: Dort starb im Jahre 1670 der Theologiestudent Wilhelm Moräus. Noch acht Tage vor seinem Tod berichtete der nur leicht Kranke seinem Vorgesetzten: „Mir ist die Mutter Gottes erschienen und sprach tröstlich: Mein Sohn, habe noch eine kleine Zeit Geduld. Über acht Tage wirst du im Himmel sein.“
Der Lektor antwortete, er solle sich nicht einbilden, so heilig zu sein, dass er eines so himmlischen Besuches würdig sei. Aus der Heiligen Schrift sei bekannt, dass sich der böse Feind gern in einen Engel des Lichts verwandelt. Der Kranke aber behauptete beharrlich, er sei ganz wach gewesen und eine Träumerei oder gar ein Betrug sei ganz ausgeschlossen.
Als der Pater ihn wieder besuchte, erklärte der Patient freudestrahlend, er sei eines zweiten Besuches der Gottesmutter gewürdigt worden. Der erstaunte Pater aber wartete weiter ab.
Am siebten Tag erbat Moräus von seinem Guardian die letzte Ölung. Dieser aber erteilte sie nur widerwillig, da keine tödliche Krankheit vorlag. Und nun trat ein, was der Kranke vorhergesagt hatte: Bei vollem Bewusstsein empfing er die Sterbesakramente, verrichtete alle Gebete mit den Umstehenden und verstarb in Gottes Frieden. Nach seinem Tod blieb sein Leib beweglich bis ins Grab.
Quelle
Josef Lisiecki: Vom Tod des Frater Moräus | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 94 f. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 39, nach Hammelburger Zeitung – Heimatblätter vom 30.04.1935, S. 1;
- zur Geschichte des Franziskanerklosters Altstadt-Hammelburg nach Ordensgeschichtsschreiber Hueber von P. Götzelmann
Ungefährer Ort der Sage
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