Wenige Kilometer südwestlich von Hammelburg erhebt sich der Sodenberg, eine mächtige bewaldete Kuppe, von der eine wundersame Mär erzählt wird; hier soll nämlich die Arche Noahs an Land gegangen sein. Als nach der großen Sintflut die Wassermassen zurückwichen, blieb die riesige Arche an einem hohen Berg in der Südrhön hängen. Noah setzte seinen Fuß an Land und rief erleichtert aus: „So, den Berg hätten wir!“
Damit war der Sodenberg bei Hammelburg getauft. Dann öffnete er alle Pferche und Ställe und ließ die Tiere frei.
Die Raben nisteten sich bald in Rabennest vor der Wasserkuppe ein, die Tauben ließen sich am Taubensee bei Detter nieder, die Ochsen rannten nach Ochsenthal am Nordhang des Sodenbergs, die Kühe zogen durchs Saaletal bis „Kühsingen“. Ein Pferd blieb am Pferdskopf östlich von Poppenhausen in der Rhön stehen, andere trabten bis Roßbach. Ein Schwein grunzte sich durch bis Morlesau, ein Eber kam nach Unter- und Oberebersbach, ein anderer gar bis zum Ebersberg (6 km NW von Gersfeld).
Die Hammel besetzten den Raum um Hammelburg, ein Widder brach durch bis Wittershausen. Die Hunde bellten bald in Hundsfeld und Hundsbach. Die Esel trotteten zum Eselsweg und Eselsbrünnlein unter der Reußenburg. Füchse und Wölfe hausten bald in Fuchsstadt und Wolfsmünster. Die Hasen hoppelten nach Hassenbach, die Katzen miauten in Katzenbach und die Geier horsteten in Ober- und Untergeiersnest. Die Motten setzten sich in Motten fest und die Schnaken belästigten bald die Bürger in Schnackenwerth.
Wer aber alles nicht so recht glauben will und für eine „Viecherei“ hält, dem sei gesagt, dass in den großen Wäldern zwischen Roßbach und Burgsinn, am Steilhang östlich des Ammelbaches, ein versteinerter Schelch, einst wohl ein Beiboot der Arche, der Schelchstein, zu finden ist – Zeugnis der wundersamen Begebenheit, die sich hier vor Jahrtausenden zugetragen hat.
Quelle
Josef Lisiecki: Die Arche Noahs am Sodenberg gestrandet | entnommen aus: Landkreis Bad Kissingen (Hrsg.): Sagen und Legenden aus dem Landkreis Bad Kissingen, 1982, S. 135 ff. | Nachdruck nur mit Quellangabe gestattet
Josef Lisiecki verweist im o.g. Sagenband zur Herkunft der Sage auf folgende Informationen und Quellen:
- Volkstümliches Heimatbuch, S. 219,
- Aus der Thüngenschen Cent, S. 74,
- Geschichten und Sagen des Hammelburger Raumes, S. 33 und 34 nach Volkssagen im Saalegau, Bad Kissingen 1936, S. 81 von Olga Vollmuth,
- Der Volkersberg, S. 112.
Ungefährer Ort der Sage
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